AprilLesung – Nachtrag

AprilLesung – Nachtrag

Was macht man, wenn man als langjähriger Ministerialbeamter ohne Frau, Kinder und Hobbies, 50-jährig, unfreiwillig in den Ruhestand versetzt wird? Man schafft sich zu Hause sein Bürokratenmilieu. Man richtet sich zu Hause ein Zimmer ein, das dem ehemaligen Büro im Ministerium gleicht, stellt einen Laufburschen ein, verfasst und schickt sich selbst Petitionen, die man auch selbst beantwortet, natürlich in der so beliebten Verwaltungssprache. So simuliert man das alte Büroleben und kann den Beamtenalltag bis zum letzten Atemzug fortsetzen.

Diese exzellente Erzählung, die Joris-Karl Huysmans, der selbst 40 Jahre als Beamter tätig war, 1888 geschrieben hat, wurde brillant von Volker Fleige vorgetragen und begeisterte die Zuhörer in der Galerie FreiraumGestalten. Mitleid und Schmunzeln wechselten sich ab. Letztendlich wird die Frage aufgeworfen, wie die Umwelt den Menschen formt, was mit dem Selbstwertgefühl des Menschen wird, dessen Arbeit nicht anerkannt ist.

Es war ein gelungener Abend.